Jacoren, Overseer von Vault 13 |
Die Wasserknappheit
Fallout 1 beginnt am 5. Dezember 2161. Um 07:21 werdet Ihr, der Vault Dweller, im Deutschen übersetzt mit „Bunkerbewohner“, von eurem Overseer, Jacoren, auf die Suche nach dem Wasserchip geschickt. Wenige Meter vor der Bunkertür findet ihr die Leiche von Ed, einem Bewohner von Bunker 13, der sich bereits vor dem Vault Dweller auf den Weg gemacht hatte, einen Wasserchip zu besorgen. Scheinbar konnte Ed es nicht einmal mit den mutierten Ratten in den Höhlen rund um Vault 13 aufnehmen.
Der einzige Hinweis, dem der Bunkerbewohner zunächst nachgehen kann, ist Vault 15, der im Osten von Nummer 13 liegt. Nach 10 Tagen im Wasteland entdeckt der Vault Dweller jedoch etwa auf halbem Weg zu Bunker 15 ein kleines Dorf, Shady Sands. In seinen Memoiren erwähnt er, dass er sich das Vertrauen der Dorfbewohner erarbeitet und sich ihm eine der wenigen Stadtwachen, Ian, anschließt. Ian ist tatsächlich der erste NPC, den man in Fallout 1 rekrutieren kann. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg zu Vault 15, müssen aber feststellen, dass die unteren Levels des Vaults unter gewaltigen Erdmengen begraben liegen und so keine Hoffnung auf einen intakten Wasserchip besteht.
Das Leben an der Oberfläche
Nach einer nur angedeuteten ersten Begegnung mit der Raiderbande der Khans kommen der Vault Dweller und Ian Ende Dezember nach Junktown. In seinen Memoiren schreibt der Bunkerbewohner, er habe hier die wichtigste Lektion seines Lebens gelernt: Um Gutes zu tun, muss man manchmal eine sehr schlechte Person sein. Seine Erinnerungen an Junktown wären durch seine Taten dort verdorben worden, doch er sagt nicht konkret, was vorgefallen ist. Diese Anekdote ist deshalb besonders interessant, da sich Junktowns Schicksal in der Betaphase von Fallout 1 stark von den möglichen Enden der tatsächlichen Verkaufsversion unterschieden hat. Die Aussagen des Bunkerbewohners machen viel mehr Sinn, wenn man die ursprüngliche Geschichte Junktowns kennt, denn damals führten gute Ingame-Entscheidungen zu einem schlechten Ende, und vice versa.
Wie auch immer man die Aussagen des Bunkerbewohners in seinen Memoiren interpretieren möchte, fest steht, dass er in Junktown Dogmeat getroffen hat - der sich ihm anschließt - und er hier auch vom Hub erfährt, der größten Stadt Kaliforniens zu dieser Zeit.
Irgendwann im Verlauf des Dezembers findet der Vault Dweller die Basis der Khans und löscht sie nahezu komplett aus. Nur ein Mann namens Darion schafft es, zu entkommen. Er wird schließlich zur Zeit von Fallout 2 die New Khans gründen.
Anfang Jänner, während der Vault Dweller noch auf dem Weg in den Hub ist, wird die Lage in Vault 13 kritischer: Die Bewohner des Bunkers beginnen, ihr Wasser zu horten, und bald kommt es auch zu nächtlichen Diebstählen der Vorräte. Obwohl der Bunkerbewohner auch im Hub keinen Wasserchip findet, vereinbart er am 17. Jännder 2162 mit den Handelsgilden der Stadt, dass sie Vault 13 mit Wasser beliefern, wodurch er Zeit gewinnt, um in Necropolis, den verfallenen Resten der Stadt Bakersfield, nach dem Chip zu suchen.
Ein Teil des Hubs, im Norden eine Kirche der Children of the Cathedral, im Süden die Wassertürme |
Homo Novus
In Necropolis trifft er zum ersten Mal auf Supermutanten, da der Master eine kleine Abteilung seiner Armee nach Necropolis geschickt hat, um die dortige Ghoul-Bevölkerung unter Kontrolle zu halten. Obwohl es dem Bunkerbewohner gelingt, die Supermutanten zu töten, wird Ian von einem ihrer Flammenwerfer erfasst und bis auf die Knochen verbrannt. Schließlich findet der Vault Dweller in den Überresten von Vault 12 einen Wasserchip und macht sich am 13. Februar auf den Weg zurück nach Vault 13.
Set, Anführer der Ghoule in Necropolis |
Dort angekommen erzählt er dem Overseer von den Supermutanten. Der Overseer hält sie nicht für natürlich entstandene Wesen und glaubt, dass jemand sie gezielt mutieren lässt. Dazu kommt, dass Vault 13 durch die Wasserlieferungen aus dem Hub nicht mehr so isoliert ist wie früher, und einen Angriff befürchten muss. Deswegen entlässt der Overseer den Bunkerbewohner mit einer neuen Aufgaben: Die Quelle der Supermutanten zu vernichten. Seine Nachforschungen führen den Bunkerbewohner wieder in den Hub. Hier zerschlägt der Vault Dweller das Verbrecherkartell von Decker und rettet ein Mitglied der Brotherhood of Steel, zu deren Bunker namens Lost Hills er sich aufmacht.
Als Feuerprobe schickt die Brotherhood ihn in den Glow, weit im Süden Kaliforniens. Nachdem er die Quest der Brotherhood schließlich bestanden hat, teilen sie ihre Technologie mit ihm und informieren ihn über sein nächstes Ziel, Boneyard. Anstatt sich jedoch sofort dorthin auf den Weg zu machen, legt er einen Zwischenstopp in Necropolis ein und muss feststellen, dass die Supermutanten-Armee nahezu die ganze Bevölkerung massakriert hat. Von einem der wenigen Überlebenden erfährt der Bunkerbewohner, dass die Mutanten nach sogenannten "puren" Menschen, und vor allem nach ihm persönlich suchten.
Die Quelle des Kults
Schließlich kommt der Vault Dweller nach Boneyard, inmitten der Ruinen von Los Angeles. Wiederum wissen wir nicht, ob und wie er sich in die Machtkämpfe der verschiedenen Fraktionen Boneyards eingemischt hat. Vermutlich hilft er zumindest den Gun Runners, da wir rund 120 Jahre später in Fallout: New Vegas sehen können, dass sie zum wichtigsten und größten Waffenhersteller Kaliforniens geworden sind.
Vom Boneyard aus kommt er letztendlich in die Cathedral. Er tötet einen der menschlichen Diener des Masters und tarnt sich mit dessen Robe, bis er im untersten Stockwerk des L.A. Vaults endlich dem Master gegenübersteht. Wie er den Master genau besiegt und die Cathedral verlassen kann, bleibt einmal mehr unklar.
Die Cathedral, erbaut über dem Los Angeles Vaults, in dessen Tiefen der Master wartet |
Der Vault Dweller wusste, entweder durch sein Gespräch mit dem Master oder bereits vorher, dass die Cathedral nicht der Ort war, an dem die Supermutanten gezüchtet wurden. Auch das FEV ist ihm bekannt genauso wie die Tatsache, dass "pure", also möglichst unverstrahlte Menschen, wie beispielsweise die Bewohner von Vault 13, die besten Chancen haben, die Transformation in einen Supermutanten zu überleben.
Echos aus der alten Welt
Um den Ursprung der Supermutanten zu finden, wendet sich der Bunkerbewohner einmal mehr an die Brotherhood of Steel, die ihm hilft, die Mariposa Military Base zu entdecken. Er kämpft sich durch die gesamte Basis, wobei der farbenblinde Dogmeat Opfer eines tödlichen Kraftfelds wurde, mit dem die Supermutanten die Gänge der Basis abgeschottet hatten. Der Vault Dweller zerstört die FEV-Tanks und macht sich auf den Weg nach Hause.
Der Lieutenant, einer der wenigen Supermutanten, die ihre Intelligenz nach der Verwandlung behalten haben, ist der Aufseher der Mutanten-Operation in Mariposa |
Vor der Toren von Vault 13 empfängt ihn der Overseer, der ihm für seine Taten dankt, ihm jedoch auch sagt, dass er ihn für immer aus Vault 13 verbannen müsse. Er hatte Angst, dass andere Bewohner aus Bunker 13 dem Beispiel des Vault Dwellers folgen könnten, weshalb er dem Rest des Vaults erzählen würde, der Bunkerbewohner sei im harschen Ödland ums Leben gekommen.
Neue Horizonte
Die nächsten Wochen verbringt der Vault Dweller in den Bergen rund um Vault 13. Je mehr Zeit verging, desto mehr realisierte er, dass der Bunker gar nicht mehr seine Heimat sein konnte. Das Leben im Wasteland hatte ihn zu sehr verändert, als dass er jetzt einfach in einen Bunker zurückkriechen konnte. In diesen Wochen verlassen immer wieder Menschen Bunker 13, die sich dem Vault Dweller anschließen und ein Leben an der Oberfläche führen wollen. Wir wissen nicht genau, was zu dieser Zeit innerhalb des Bunkers passiert, doch scheinbar konnte der Overseer nicht alle Bewohner des Vaults davon überzeugen, weiterhin im Bunker zu leben.
Zusammen mit jener kleinen Gruppe an Rebellen aus dem Vault macht sich der Vault Dweller schließlich auf in den unbekannten Norden Kaliforniens, wo er am 10. Juli 2165, knapp über viereinhalb Jahre nach Beginn seines Abenteuers, das Dorf Arroyo gründet, den Ausgangspunkt für die Handlung von Fallout 2.
Maybe... you'll think of me |
Das Problem mit der Chronologie
Euch wird aufgefallen sein, dass ich viele Daten - vor allem im mittleren Teil - nur vage angegeben oder ganz weggelassen habe. Das liegt daran, dass es in der Fallout Bible von Chris Avellone ein paar Angaben zum Zeitablauf gibt, die nicht mit der Geschichte, wie ich sie euch soeben erzählt habe, zusammenpassen können. Das letzte Datum, dass ich aus der Fallout Bible übernommen habe, ist der 13. Februar 2162, als der Vault Dweller den Wasserchip in Necropolis findet. Direkt auf dieses Datum folgt der 3. März als angeblich der Tag, an dem der Bunkerbewohner den Master besiegt hat. Wenn wir das hier mal mit den Reisen, wie sie uns der Vault Dweller berichtet, in Einklang bringen, bedeutet das, dass er in 18 Tagen die folgende Route zurückgelegt haben muss: Necropolis - Vault 13 - Hub - Lost Hills - Glow - zurück nach Lost Hills - Necropolis - Boneyard - Cathedral. In 18 Tagen. Das ist bei der Geschwindigkeit, mit der ihr euch auf der Weltkarte von Fallout 1 bewegt nicht mal möglich, selbst wenn wir außer Acht lassen, dass der Bunkerbewohner an den meisten dieser Orte zumindest einen Tag verbracht haben muss. Deswegen habe ich dieses Datum und einige andere, die in der Fallout Bible erwähnt werden, aus der Geschichte gestrichen, will sie hier aber der Vollständigkeit halber erwähnen: Am 20. April 2162 soll die Mariposa Military Base zerstört worden sein und am 10. Mai kehrt der Vault Dweller zurück nach Vault 13. Danach gibt es einen etwas rätselhaften Eintrag am 12. Mai 2165, der lautet: "The Vault Dweller removes his Vault suit and from this day forward, never wears it again", und dann schließlich den letzten Eintrag, den letzten den ich auch für meine Timeline übernommen habe, den 10. Juli 2165, an dem Arroyo gegründet wird.
Es existieren andere Versionen dieser Timeline, ebenfalls von Chris Avellone, die etwas mehr Sinn machen, aber die einzelnen Unterschiede aufzuzählen würde jeglichen Rahmen sprengen. Wir haben insgesamt eine gute Übersicht darüber, was der Vault Dweller wann wo gemacht hat, obwohl sich nicht alle Quellen problemlos vereinen lassen. Bis zu Fallout 2 sind es nun knapp 80 Jahre, und was sich in dieser Zeit an der Westküste tut, sehen wir uns das nächste Mal an.
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